Aufstieg und Niedergang der deutschen Fotoindustrie
Die digitale Fotografie hat in einem rasanten Höhenflug das analoge Bild verdrängt und nach und nach wird das Wissen um die analoge Fotografie verloren gehen. Bald wird man sich über die alten Apparate wundern, für die man noch Filme brauchte, oder wie aufwändig es war, in der Dunkelkammer  ein gutes Bild zu erarbeiten. Ab und zu wird man auch in Zukunft auf klangvolle Namen wie Zeiß, Voigtländer, Minox und andere stoßen und erstaunt erfahren, daß die deutsche Fotoindustrie einst weltweit führend war.
Wie kam es dazu? Warum endete diese glanzvolle Aera so dramatisch schnell?
Die Anfänge.
Die älteste erhaltene fotografische Aufnahme stammt aus dem Jahre 1826, aber es dauerte noch einige Jahre, bis die Photographie aus dem Experimentierstadium herauskam. Im Jahre 1839 kamen in Frankreich die ersten Daguerrotypie- Kameras zum Preis von 400,-- FR in den Handel und schon ein  Jahr später, 1840 propagierte Voigtländer in Wien das revolutionäre Petzval- Objektiv. Schon jetzt stoßen wir auf den Namen Voigtländer, der in Zukunft immer wieder mit hervorragenden Neuerungen und Produkten in Verbindung gebracht werden wird.

Voigtländer ist für uns aus mehreren Gründen besonders interessant:
1)    Es ist die älteste auf dem Fotosektor tätige Firma, gegründet 1756, dem Geburtsjahr von W.A. Mozart.
2)    Es ist eine österreichische Gründung mit Sitz in Wien, später in Braunschweig.
3)    Die Firma war überaus innovativ und bestimmte lange Zeit den technischen Fortschritt auf dem Gebiet der Photographie.
4)    Voigtländer- Produkte boten immer ein besonders attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis, was besonders der Amateurfotografie zugute kam.
5)    Voigtländer entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer der größten und besten Fotofirmen und gehörte zusammen mit Zeiß und Leitz auch zu den berühmtesten.
6)    Das Schicksal dieser Firma ist besonders tragisch, wie wir nachfolgend feststellen werden.

Pionierleistungen.
1841 wagte Voigtländer die erste Serienfertigung von Fotoapparaten. 600 Stück Daguerrotypie- Kameras mit dem 4-linsigen Petzval- Objektiv. Preis 120.- Gulden.
1849 baute Voigtländer die erste Metallkamera und stattete sie mit seinem Petzval- Objektiv aus. Trotzdem blieben Atelierkameras und Reisekameras aus Holz bis weit in das 20. Jhdt. hinein in Verwendung.
Diese frühe Fotografie wurde besonders von Kunstmalern betrieben, ein Handwerk war sie noch lange nicht. In Serie gefertigte Geräte waren die Ausnahme. Wollte sich jemand mit der Fotografie beschäftigen, so besorgte er sich vorerst ein Objektiv und ließ sich dazu von einem  Kameratischler ein Gerät nach seinen Wünschen bauen.
Es kam zu ersten Spezialisierungen von Firmen, welche dann nur Balgen, Beschläge oder Kassetten usw. herstellten. Zu Voigtländer gesellten sich in der Kaiserstadt Wien noch weitere Firmen, wie Goldmann oder Leitner, welche hervorragende Kameras bauten, aber auch in Deutschland kam es zu einem enormen Aufschwung. Kameras wurden immer wieder umgebaut und modernisiert, adaptiert und ergänzt und wenn sie defekt waren, immer wieder liebevoll repariert.

Betrachtet man historische Fotografien, so fällt zweierlei auf:
 
1)    die  gute technische Qualität
2)    die Motivwahl beschränkte sich fast ausschließlich auf Portraits, allenfalls waren noch Gruppenaufnahmen, besonders Hochzeitsbilder, gefragt. Daher auch das stehende Format der Kameras.
Um vor 100 Jahren zu einem photographischen Bild zu kommen, war eine ganze Reihe von Maßnahmen notwendig, die der Fotograf mit schlafwandlerischer Sicherheit beherrschen mußte, da er ja nebenbei mit der Kundschaft plaudernd  für angenehme Stimmung zu sorgen hatte.
So wurde natürlich die im Sonntagsstaat erschienene Kunde zuallererst nach ihren Wünschen gefragt und dann dementsprechend im Atelier platziert, mit den gewünschten Requisiten versehen, malerisch drapierte Vorhänge, elegante Palmen (hochmodern!) oder Blumengestecke vervollständigten die Ausstattung. Alles wurde immer wieder zurechtgerückt und drapiert, immer wieder eilte der Fotograf von der Kunde zur Kamera zurück, um von dort aus sein künftiges Werk zu begutachten, Licht und Schattenverteilung zu beurteilen, noch einmal zurück, der Faltenwurf des Kleides ist ja noch immer nicht perfekt, eine Mordsprozedur das Ganze. Man merkte es, die alten "Photographen" waren einst- oder immer noch und vielleicht nebenbei - Kunstmaler!
Nun, das Motiv stand. Jetzt kam die Kamera ins Spiel, die bis dahin mitten im Atelier stand, aber diskret mit einem großen, schwarzen Einstelltuch verdeckt war. Die Kunde hatte sie bisher  gar nicht bemerkt und das war gut so, denn für viele war das Fotografiertwerden ähnlich angsteinflössend, wie ein Arztbesuch! Der Photograph entfernte das Einstelltuch und mit Staunen und Respekt schielte der/die zu Fotografierende nach dem Ungetüm von Atelierkamera. Auf einem schweren, mit Schnitzereien reich verzierten dreibeinigen Holzgestell prangte die ebenfalls hölzerne Kamera, mit riesigem schwarzem Balgen, ähnlich einer Ziehharmonika. Wie ein Geschütz zielte das große, messingblitzende Objektiv mit seinem gläsernen Auge auf den verschreckten Delinquenten. Noch immer versuchte der Photograph munter plaudernd eine gelöste Stimmung zu verbreiten und verschwand unter dem schwarzen Einstelltuch. So konnte er, nachdem sich seine Augen an das dunkle Bild gewöhnt hatten, das schemenhafte, seitenverkehrte und auf dem Kopf stehende Abbild des Motives auf der Mattscheibe erahnen und bemühte sich nun, dieses scharfzustellen. War das nach mehrerem Hin und Her endlich geschafft, kam er wieder ans Tageslicht. Er wählte die erforderliche Abblendung und setzte den Objektivdeckel auf. Nun entfernte er die Mattscheibe und setzte stattdessen eine Plattenkassette ein. Er öffnete den Kassettenschieber und weil er der Lichtdichtheit des Ganzen nie ganz trauen konnte, deckte er das Rückteil der Kamera mit dem schwarzen Einstelltuch ab. Jetzt war endlich die Kamera betriebsbereit und es wurde ernst. Der Photograph beschäftigte sich jetzt wieder mit der Kunde. Stimmt noch alles? Die Belichtungszeit beträgt mehrere Sekunden, jede Bewegung macht das Bild unbrauchbar! Besonders der Kopf bereitet Probleme. Eine Kopfstütze hilft, das Problem zu lösen. Jetzt muß es gelingen, die Kunde so weit zu bringen, dass sie sich absolut ruhig verhält und nach dem Kommando: "Bitte, recht freundlich!" trotz der unbequemen, verkrampften Haltung tatsächlich ein freundliches oder würdiges Gesicht zeigt. Letzte Anweisungen, bitte die Augen öffnen, jetzt nicht mehr bewegen, Achtung!
Der Photograph lockert nun den Objektivdeckel, so dass er ganz leicht abzunehmen ist, der Kassettenschieber ist ja schon offen, jetzt Deckel ab, einundzwanzig, zweiundzwanzig dreiundzwanzig, vierundzwanzig, Deckel wieder drauf, Kassettenschieber zu, Kassette heraus, weg damit in das finstere Labor, damit ja kein Fremdlicht das Negativ verschleiert.
Die Kunde wird mit freundlichen Worten aus ihrer misslichen Lage erlöst und mit noch freundlicheren und einer oder mehreren Verbeugungen verabschiedet.  Das musste so sein, der Kunde war –damals- noch König.
Übrigens Deckel ab, da habe ich in einer alten Fotozeitschrift  von einer witzigen Begebenheit gelesen. Es begab sich in Preussen. Vor dem Berliner Schloß hatte sich der Kaiser samt Ministern und diplomatischem Corps zu einer Fotoaufnahme versammelt. Der Hofphotograph war voll im Streß und eilte geschäftig hin und her. Zu allem Überfluß hatte er noch alle seine Lehrlinge mit dabei, die allesamt auch ihre Kameras aufgestellt hatten. 
Als der Hofphotograph bereit war, gab er laut brüllend, preussisch- militärisch das Kommando: "Deckel ab!!!" Die Wirkung war überraschend eine zweifache: Die Lehrlinge nahmen gehorsam die Objektivdeckel zur Belichtung ihrer Platten ab, alle zu fotografierenden Diplomaten lüfteten ebenso gehorsam ihre Zylinderhüte.

Bahnbrechende Neuerungen: Rollfilm, Schlitzverschluß, Heliar und Tessar.
1884 begann die Fertigung von Rollfilmen durch Eastman – Kodak, aber die Plattenkameras waren deshalb nicht plötzlich veraltet, sie wurden später  lediglich mit Rollfilmkassetten erweitert. Die Belichtung erfolgte durch Abnehmen und Wiederaufsetzen eines Objektivdeckels, 1882 erfand Ottomar Anschütz den Schlitzverschluß und auch damit konnte man die Kameras nachrüsten. 1894 entwickelte Taylor anastigmatich korrigierte Dreilinser, welche für die Kameras mit den damals üblichen großen Formaten, aber auch später noch für Amateur- Rollfilmkameras völlig ausreichten.
1900: Wieder setzte Voigtländer mit dem Heliar- Objektiv einen Höhepunkt. Noch heute, nach mehr als 100 Jahren ist es in Verbindung mit Großformatkameras bei Portrait- und Landschaftsfotografen beliebt und in Verwendung.
1902: Tessar. Dieser weltberühmte Vierlinser wurde von Paul Rudolf berechnet. Dieser Objektivtyp wurde später von vielen anderen Firmen in abgewandelter Form produziert und begründete endgültig den Führungsanspruch der deutschen optischen Industrie. Die bekanntesten Objektive dieses millionenfach bewährten Typs sind: Skopar von Voigtländer, Solinar von Agfa, Xenar von Schneider-Kreuznach, Culminar von Steinheil und auch das Elmar von Leitz. Der Qualitätssprung vom Dreilinser zum Vierlinser ist sehr groß. Die besten Vierlinser  brachten sogar weit bessere Ergebnisse als manche billige Sechslinser!
Bis zum ersten Weltkrieg waren überwiegend Plattenkameras im Format 9x12 oder 6x9 cm in Verwendung, der Rollfilm 6x9 gewann nach und nach immer mehr an Bedeutung, er wurde ja auch laufend verbessert. Seine Vorteile lagen auf der Hand: Preiswerter als Glasplatten, unzerbrechlich, leichter, mehrere Aufnahmen auf einer Filmrolle, handlichere, leichtere und preiswertere Kameras, Mattscheibe und Plattenkassetten konnten entfallen, statt der Mattscheibe wurde ein anderer Sucher, besonders ein Drahtrahmensucher oder ein Brillantsucher, meist beides eingebaut. So war man nicht mehr auf ein Stativ angewiesen, war beweglich und konnte die Kamera samt einigen Filmen unbeschwert auf Reisen mitnehmen.
Es ist verständlich, dass die Fotografie und vor allem die Amateurfotografie in den Kriegs- und ersten Nachkriegsjahren arg stagnierte, umso mehr überrascht folgende Neuigkeit aus dem Jahre 1916: "AGFA präsentiert die erste Farbplatte."  Also, deutsche Fototechnik ist wieder dran! 
Übrigens: 1917: Durch Zusammenschluß mehrerer kleiner Firmen entsteht in Tokio die Firma NIKON. Acht deutsche Optiker und Techniker von Voigtländer und Zeiss leiten die Produktion von Mikroskopen, Ferngläsern und bald darauf auch von Objektiven ein! Ein weiterer Beweis für die längst errungene Weltführung Deutschlands in der optischen Industrie.
1918 erzeugt Voigtländer die beste Plattenkamera bisher, die Bergheil, die in verschiedenen Formaten und Ausführungen bis 1936 erfolgreich vertrieben wird. Ab 1929, bis 1955 bringt Voigtländer ein besonders erfolgreiches Kameramodell, die preiswerte Bessa, eine gute Rollfilmkamera auf den Markt. Auch andere Firmen folgten dem Zug der Zeit und der Mode und brachten ähnlich ausgestattete Geräte unter die Leute.

Die erste Leica.
1925: Oskar Barnack präsentiert die erste LEICA. Leitz-Kamera. Diese Marke erreichte im Laufe der nächsten Jahrzehnte zweifellos in aller Welt das größte Ansehen von allen.
 
Die großen Konzerne: Zeiss Ikon - Voigtländer - Leitz - Rollei.... und Agfa.
1925 wurde Voigtländer Aktiengesellschaft und konnte sodann kräftig expandieren. Der Firmensitz war seit längerer Zeit bereits in Braunschweig, 1929 erwirbt der Chemiekonzern Schering die Aktienmehrheit. Voigtländer kann nach und nach zu einem Großunternehmen heranwachsen. Bis 1939 produzierte man 2 Millionen Objektive.
1926 wurde durch Fusion der Firmen ICA, Contessa-Nettel, Goerz und Ernemann die Firma Zeiss-Ikon ins Leben gerufen, die fortan eine Reihe von hervorragenden Kameras und Objektiven hervorbrachte.
1929 kam mit der ersten Rolleiflex von Franke & Heideke ein völlig  neuer Kameratyp, die zweiäugige Spiegelreflexkamera auf den Markt. Jahrzehntelang blieben diese Zweiäugigen als einziges System im Programm und waren bei Profis und Amateuren gleichermaßen beliebt. Nicht die Leica oder die Contax, die Rolleiflex war die am meisten von anderen Firmen kopierte Kamera. 
Ab jetzt waren die bedeutendsten deutschen Kameraproduzenten am Markt vertreten, den sie rasch eroberten. Aber auch viele kleinere Firmen konnten sich behaupten, erlangten aber nie die Bedeutung der genannten großen Vier. Wäre noch die AGFA, Actiengesellschaft für Anilinproduktion zu nennen. Als größter Erzeuger von Fotochemikalien und Filmen war sie besonders am Absatz der von ihr erzeugten Verbrauchsmaterialien interessiert  und so war es das erste Ziel, besonders billige Kameras unter die Leute zu bringen.
1932: Zeiß Ikon konkurriert ab nun die berühmt gewordene Leica mit der Contax I. Es folgen bis 1950 die Modelle II, IIa, III und IIIa, allesamt Schlitzverschluß- Messsucherkameras höchster Qualität.
1934 erschien auch die erste Retina von Kodak Stuttgart-Wangen, die als sehr gute und leistbare Kameras rasch große Beliebtheit erlangten, die Retinette- Reihe war die preiswertere Version. Auch Voigtländer kann wieder einmal Neues vorweisen, die 4 ½ x 6  - Kamera VIRTUS überrascht mit einer wichigen Neuheit, dem Parallaxenausgleich!
1935 kam der Diafilm Kodachrome auf den Markt, der erstmals in der noch heute gebräuchlichen Kleinbildpatrone konfektioniert war. (Bisher nicht einheitliche Patronen.)
1939 Ziemlich spät steigt Voigtländer mit der Vito in die Produktion von Kleinbildkameras ein. 
Damals war die große Masse der Fotoamateure unschlüssig, ob sie die bisher übliche Art zu fotografieren beibehalten, oder sich dem Kleinbildformat zuwenden sollte.
Bisher waren 6x9 – Klappkameras, wie Bessa von Voigtländer oder eines der vielen ähnlichen Produkte anderer Firmen, aber auch Boxkameras marktführend. Diese großformatigen Kameras lieferten Negative, die man nicht zu vergrößern brauchte, man entwickelte selbst den Film und fertigte sich mit einem Kopierrahmen 1:1- Kopien an, die man dann sofort in sein Album kleben konnte. Es war eine sehr preiswerte Methode, denn es waren für 1:1- Kopien keine technischen Gräte und keine besonders teuren Objektive erforderlich. Andererseits waren die neuen Kleinbildkameras bestechend klein und handlich, allerdings musste man die Negative vergrößern, so dass eine komplette Dunkelkammer gebraucht wurde, wenn man sich nicht die teuere Ausarbeitung durch einen Fotografen leisten wollte. Großlabors entstanden ja erst, als sich die Kleinbildfotografie endgültig durchgesetzt hatte.
Nun bricht der zweite Weltkrieg aus, kriegswichtige Erzeugnisse haben absoluten Vorrang, Die Luftwaffe wird mit Leicas und Robot-Kameras ausgestattet,  Zeiss- Ferngläser bewähren sich besonders bei Infanterie und Marine....

Wiederaufbau und Wirtschaftswunderzeit, der Gipfelpunkt wird erreicht.
Als 1945 der Krieg zu Ende war, lagen die wichtigsten deutschen Städte in Trümmern.  Dresden, die Stadt mit den meisten Kamerafirmen war besonders stark betroffen, kaum ein Gebäude blieb verschont, aber auch alle anderen Großstädte waren schwer in Mitleidenschaft gezogen. Doch die Produktion wurde sofort wieder aufgenommen, in notdürftig eingerichteten Produktionsstätten, Baracken und anderen Provisorien. Zusammengebrochene Verkehrs- und Kommunikationssysteme und  Rohstoffmangel waren zusätzliche Erschwernisse. Halbfertigprodukte aus der Vorkriegszeit wurden mit neuen Komponenten zu fertigen Kameras ergänzt und nach und nach besserten sich die Verhältnisse. Vorerst waren es wenige neue Entwicklungen, 1949 brachte Mannesmann das erste marktreife Amateur- Elektronenblitzgerät zum Verkauf (Multiblitz) und andere Marken folgten in rascher Folge. Da man mit Zentralverschlüssen bei allen Verschlusszeiten blitzen konnte, wurden Kameras mit Zentralverschluß vorerst von nahezu allen Anwendern bevorzugt, was sich schon in 15 Jahren äußerst ungünstig auswirken sollte, wie wir noch erfahren werden.
1951 kommt die Prominent von Voigtländer auf den Markt, sie soll dem Spitzenprodukt Leica kräftig Konkurrenz machen, was aber trotz der besseren Optik und des günstigen Preises nicht gelingt. Das Nokton 1,5/50 war damals das beste hochlichtstarke Objektiv am Markt, das ebenfalls neue Ultron 2,0/50 gehört angeblich bis heute zu den 10 besten jemals gebauten Objektiven. Viele der heutigen 50 mm – Objektive gehen auf diese Rechnung zurück.
Das Nokton ist ausschließlich für die Prominent verfügbar, das Ultron findet zusätzlich auch in der ab 1953 erhältlichen Vitessa und den besten Vitos Verwendung. Auch die erste Contaflex von Zeiss Ikon erscheint in diesem Jahr.
1954, ein bedeutendes Jahr! Die Leica M3, die wohl modernste Kamera von Leitz ist eine Sensation. Voigtländer produziert Prominent, Vitessa und Vito, Kodak Retina mit den erfolgreichsten Modellen Ib, IIc und IIIc, Edixa Reflex, Linhof, Rolleiflex, Exacta/Exa, und Praktica sind wahre Renner.
Nun beginnen die erfolgreichsten 10 Jahre der deutschen Fotoindustrie. Weit über 50 Firmen erzeugen in Deutschland Fotoapparate, manche nur während weniger Jahre, andere zusätzlich zu anderen Produkten, wie z.B. Metz, die Elektronikfirma, die heute besonders durch ihre Elektronenblitzgeräte weltweit bekannt ist, brachte eine Spiegelreflexkamera, die Mecaflex, nur 1958 und 1959 auf den Markt. 

Unterschätzung der japanischen Konkurrenz.
"Von einem Gipfel geht es nach allen Seiten bergab." Ein japanisches Sprichwort. Noch merkte man einige Jahre nichts davon, aber in Japan wuchs unbemerkt eine leistungsstarke Foto- und Optikindustrie heran. Vorerst waren es Kopien ausländischer, besonders deutscher Kameras. Leica, Contax und besonders Rolleiflex, sie war die am häufigsten kopierte Kamera. (Auch in Deutschland mit Welta, Lipca Rollop, Zeiss Ikoflex, Voigtländer Superb u.a.) 
Die japanische Konkurrenz wurde viele Jahre lang überhaupt nicht zur Kenntnis genommen, dann mitleidig belächelt, bis schließlich 1964 Asahi Pentax seine Spotmatic präsentierte....

 
1956 war ein weiteres bedeutsames Jahr. 
Der Hauptaktionär der Firma Voigtländer, Schering, verkaufte überraschend  seine Aktienmehrheit ausgerechnet an den Hauptkonkurrenten Zeiss Ikon. Zeiss Ikon war nach Leitz die berühmteste Optikfirma weltweit, beide waren aber nie besonders innovativ. Zwar hatte Leitz die erste serienreife Kleinbildkamera entwickelt und mit der M3 einen richtungsweisenden Haupttreffer gelandet, aber Leitz blieb immer eine vergleichsweise kleine Firma. Mit Zeiss Ikon – Voigtländer war nun aber ein wahrer Fotoriese geschaffen worden. Zeiss nutzte aber nicht das fortschrittliche Konzept von Voigtländer, um den Fortschritt voranzutreiben, sondern  forcierte bevorzugt die eigenen Produkte. Voigtländer- Entwicklungen wurden nie ausgeführt, wenn sie Zeiss- Produkten überlegen gewesen wären. Möglicherweise wollte sich Zeiss so seines Hauptkonkurrenten entledigen.

Mangelnde Innovationsbereitschaft
 
war schließlich einer der wesentlichen Gründe für den Untergang der deutschen Fotoindustrie. Die vielen kleinen Firmen konnten sich die Entwicklung neuer Geräte kaum mehr leisten, von der Neukonstruktion von Objektiven gar nicht zu sprechen. Der Einsatz von Computern, wie er bereits seit Anfang/Mitte der 50-er Jahre von Leitz und Voigtländer für die Berechnung von Objektiven angewendet wurde, war für kleinere Firmen unmöglich. (Zuse- Rechner).
Ein typisches Beispiel von Ignoranz lieferte z. B. der Eigentümer der Firma Edixa, Wirgin, der die einzige westdeutsche Amateur- Kleinbild SLR, die mit einem Schlitzverschluß ausgestattet war, die Edixa Reflex, baute. Als er darauf aufmerksam gemacht wurde, dass der Schlitzverschluß seiner Kameras so ungleichmäßig abläuft, dass bei den schnellen Verschlusszeiten 1/500 und 1/1000 s eine sichtbare Ungleichmäßigkeit der Belichtung zu beklagen ist, sagte er dazu nur: "Warum sollte ich das verbessern, wenn die Leute die Kameras auch so kaufen."

Fehleinschätzungen der Marktchancen.
So wie seinerzeit der Übergang von der 6x9 – zur Kleinbildkamera vonstatten ging, so wurde jetzt die Wahl von Zentralverschluß oder Schlitzverschluß zur Weltanschauung. 
Der einzige Vorteil des Zentralverschlusses war, dass mit jeder Verschlusszeit bis zur 1/500 s mit dem Elektronenblitz, der jetzt stark aufkam, geblitzt werden konnte. Dem standen aber viele und schwerwiegende Nachteile entgegen: Spiegelreflexkameras konnten nur mit enormem technischen Aufwand verwirklicht werden, was zu sehr hohen Verkaufspreisen und im Falle einer Reparatur zu sehr hohen Kosten führte. Das Angebot von Wechselobjektiven blieb stets beschränkt. Befand sich der  Verschluß an der günstigsten Stelle, so war das mitten im Objektiv, das somit nicht mehr gewechselt werden konnte. Man behalf sich daher mit Vorsatzoptiken, wie bei der Contaflex. Die konzerneigenen Voigtländer Bessamatic und Ultramatic – Kameras waren in dieser Hinsicht weitaus moderner, denn bei ihnen war der Zentralverschluß Teil der Kamera, das Objektiv saß unmittelbar davor und konnte somit als ungeteilte Einheit gewechselt werden. Da der größte Zentralverschluß nur eine lichte Weite von 22,5 mm aufwies, war es für die Optikkonstrukteure nur sehr eingeschränkt möglich, Wechselobjektive zu entwickeln, die lichtstark genug, preiswert genug und gut genug waren. Für Weitwinkelobjektive war der weit vorne liegende Zentralverschluß ein großes Hindernis, so dass nur Brennweitenn bis 35 mm ohne grössere Schwierigkeiten gebaut werden konnten, bei langen Brennweiten bildete der enge Zentralverschluß genau so ein Hemmnis. Trotzdem lieferte Voigtländer sowohl kürzere Brennweiten als 35 mm und auch das allererste Kleinbild- Zoomobjektiv und ein Teleobjektiv mit 350 mm Brennweite für die Bessamatic – Ultramatic. Die Preise für diese Objektive waren allerdings exorbitant hoch, die verkauften Stückzahlen daher verschwindend klein.
Der potentielle Käufer, der mit einer Contaflex oder Ultramatic liebäugelte, hatte keine Ahnung, welch großer mechanischer Aufwand bei diesen Kameras getrieben werden musste.
Bei der Contaflex musste bei der Entfernungseinstellung nicht nur das Objektiv, sondern mit diesem auch der Verschluß nach vor und zurück bewegt werden, was natürlich einen weiteren mechanischen Mehraufwand zur Folge hatte. Ein Rückschwingspiegel konnte nur bei der Ultramatic verwirklicht werden. So war die Ultramatic nach der Contarex und der Leicaflex die drittteuerste deutsche SLR.
Der Schlitzverschluß hatte nur den einzigen Nachteil der unzufriedenstellend langen Synchronisationszeit von 1/30 s, aber endlich wurde diese auf 1/60 und dann auf 1/125 s erhöht, womit die Kunden schließlich zufrieden waren. Trotzdem baute man bis 1970 weiterhin Zentralverschluß- SLRs, obwohl die Verkaufszahlen in den Keller sanken.  Wahrscheinlich wollte man die einzige Firma, die Zentralverschlüsse erzeugte und dem Zeiss Ikon- Voigtländer- Konzern angehörte, (Deckel/Gauthier) mit Aufträgen versorgen.
Die von Voigtländer bereits vorliegenden Prototypen 132 und Bessaflex, mit TTL- Belichtungsmessung wurden von Zeiss nicht in Produktion genommen, wahrscheinlich auch, um dem Spitzenmodell Contarex nicht zusätzliche Konkurrenz zu bereiten. Aus dem gleichen Grund baute man auch der 1966  erschienenenen Zeiss Ikon Ikarex nicht den damals modernsten Objektivanschluß, das Contarex- Bayonett ein. 

Das Revolutionsjahr 1964.
Die Evolution der Fotokameras ging immer in relativ kleinen Schritten voran, aber 1964 kam eine Kamera auf den Markt, die eine Ausstattung bot, die sich kaum ein Amateur zu wünschen wagte: Belichtungsmessung durch das Objektiv. Asahi Pentax Spotmatic. Umsturz und Revolution!
Damals, 1964 wurden folgende deutsche Produkte angeboten:
Leitz Leica M 3, (die erste Leicaflex gab es erst 1965)
Edixa Mat Reflex, Schlitzverschluß, Rückschwingspiegel, innenliegende Springblende, Wechselobjektive von Isco, Schacht, Schneider und Steinheil,
Exakta Varex, Exa, Praktica in ähnlicher Ausstattung, Objektive von Zeiss Jena und Meyer Görlitz,
Kodak Retina Reflex III mit Zentralverschluß und Schneider bzw. Rodenstock-Wechselobjektiven.
Der Zeiss- Ikon- Voigtländer Konzern hatte die Zentralverschluß- SLRs 
Voigtländer Bessamatic und Ultramatic mit untereinander kompatiblem Objektivprogramm,
Zeiss Ikon Contaflex Super B, Zentralverschluß- SLR mit Satzobjektiven,
Zeiss Ikon Contarex, Schlitzverschluß- SLR mit exklusivem Contarex- Bayonett, die teuerste von allen, ATS 10.311.--.
1966 gesellte sich dazu noch die Zeiss Ikon Ikarex mit eigenem Ikarex- Bayonett, später  mit 
M 42 Schraubgewinde, womit der Konzern mit 4 untereinander völlig unkompatiblen Kamerasystemen, die sich darüber hinaus heftig  konkurrierten, am Markt vertreten war. Keines dieser Systeme konnte technisch und preismäßig mit der japanischen Konkurrenz mithalten. Die neue Ikarex, die erst 2 Jahre nach der Spotmatic angeboten wurde, konnte zwar mit einem TTL-Meßsucher nachgerüstet werden, die Belichtungszeit musste aber von Hand von der Kamera auf den Sucher übertragen werden, war also bereits bei ihrer Markteinführung veraltet. Der Vorsprung der Japaner konnte nie mehr aufgeholt werden.

Unerfüllte oder unerfüllbare Kundenwünsche.
Die Tatsache, dass im Durchschnitt pro Kamera nur 1,7 Objektive inklusive Normalobjektiv verkauft wurden, wird oft so interpretiert, dass die Fotoamateure wenig Interesse an Wechselobjektiven hatten. Dem war aber nicht so, sie waren schlichtweg zu teuer.
Ein mir bekannter ÖBB-Beamter hat mir erzählt:
Sein Monats- Nettogehalt betrug 1963 ATS  1.675,--, ein guter, über dem Durchschnitt liegender Verdienst.
Für einen Monatsgehalt konnte er sich 12 Kodachrome- oder 19 der preiswerteren Agfa- Diafilme leisten, Stückpreis ATS 139,50 bzw. 90.--.
Eine Bereitschaftstasche in Leder zur Edixa Reflex kostete ATS 300.--,
ein gewöhnlicher Prismensucher für die Edixa, ohne Innenmessung 
ATS 726.--.
Objektive mit Springblende waren nur vereinzelt erhältlich, der Großteil hatte nur Rastblende oder Vorwahlblende!
Mit Springblende:
Schneider Curtagon 2,8 / 35 mm:  
2.730.—ATS mit Exakta und Exa- Bayonettanschluß  und   2.175.—  ATS mit M 42-  Anschlußgewinde für Edixa, Praktica etc.
Schneider Tele Xenar 3,5 / 135 mm:
2.880.—ATS für die Exakta und Exa und 2.175.—ATS mit M 42 für Edixa, Praktica etc.
Preiswerter war nur Kodak mit Wechselobjektiven für die Retina Reflex III:
Schneider Retina Curtagon 2,8 / 35 mm  zu 1.320.—ATS
Schneider Retina Tele Xenar 4 / 135 mm zu 1.542.—ATS.
Auch die Contaflex- Objektivvorsätze waren als Notlösung recht teuer:
Pro- Tessar 3,2 / 35 mm ATS  1.851.— ATS
Pro Tessar 3,2 / 85 mm ATS    1.998.— ATS
Pro Tessar 4 / 115 mm ATS  2.106.--. ATS, Wechselmagazin 996.—ATS.
Bessamatic und Ultramatic:
Skoparex 3,4/35 mm 1.707.-- ATS
Skopagon 2/40 mm  3.576.--  ATS
Dynarex  4,8 / 100 mm  1.786.—ATS
Super Dynarex 4/ 135 mm 1.836.—ATS
Zoomar 2,8 / 36-82 mm 6.051.--  ATS, Bereitschaftstasche 324.--.
Leica:
Summaron 2,8 / 35 mm 2.415.—ATS
Elmar  4/135 mm 2.709.—ATS
Leitz war damals noch einigermaßen preiswert, daher wurden für die Leica verhältnismässig viele Objektive gekauft!
 M3 – Gehäuse ATS 5.040.--,
Summicron 2/50 mm 2.520.--, Elmar 2,8/50 mm 1.113.—ATS.
Zeiss Ikon Contarex:
Biogon 4,5/21 mm 4.365.—ATS, dazu erforderlicher Spezalsucher 555.—ATS,
Distagon 4/35 mm 2.925.—ATS,
Planar 2/50 mm 3.087.--, 1,4/55 mm 4.360.—ATS,
Sonnar 2/85 mm 3.750.—ATS,
Sonnar 4/135 mm 3.087.—ATS,
Sonnar 4/250 mm 8.865.—ATS. Bereitschaftstasche 525.—ATS.
Diese hohen Preise sagen alles. Nur für die Retina Reflex konnte man sich um einen Monatsgehalt ein Objektiv leisten! Kodak hat in seine Retinas seit 1936 fast nur Schneider- Objektive in riesigen Mengen eingebaut, dürfte daher von Schneider Sonderpreise erhalten haben, die an die Kunden weitergegeben werden konnten. 
Tatsache ist, dass die Fotoamateure gerne Wechselobjektive gekauft hätten, wenn sie nur preiswerter gewesen wären.
All diese Management- Fehler, besonders der Sieg der Technokraten über die Ökonomen hatte bald eine
ungebremste Talfahrt
zur Folge:
Zeiss Ikon- Voigtländer.
Zur Erinnerung: 
Zwei Jahre nach Erscheinen der Asahi Pentax Spotmatic, also 1966 hatte der Konzern vier untereinander völlig inkompatible Spiegelreflexsysteme im Angebot, die sich gegenseitig am Markt heftig konkurrierten:
1)    Voigtländer Bessamatic samt deren Luxusausführung Ultramatic,
2)    Zeiss Ikon Contaflex,
3)    Zeiss Ikon Contarex,
4)    Zeiss Ikon Ikarex.
Die Contaflex- Modelle hätten zugunsten der technisch ausgereifteren Bessamatic sofort vom Markt genommen werden müssen, auch die Ultramatic, von der zwischen 1961 bis 1968 nur 35.000 Stück verkauft werden konnten.
Von der Contarex, die als teuerste Kleinbild-SLR ähnlich geringe Stückzahlen erreichte, hätte man wenigstens ein preiswerteres Einsteigermodell anbieten müssen, was man aber nicht tat, um die teuere Contarex zu schützen.
So bekam die Icarex ein eigenes Bayonett (Icarex BM – bayonet mount) und später kam die Icarex TM (thread mount, Anschlussgewinde M 42) auf den Markt. Sollte das etwa die Zukunft sein? Nun rächte es sich, dass Voigtländers Bessaflex- Projekt nicht perfektioniert und auf den Markt gebracht wurde!
Es dauerte bis 1971, bis Zeiss mit der letzten Icarex, der 706 ein Modell gelang, mit dem doch noch CdS- Innenmessung bei geöffneter Blende möglich war, aber die Konkurrenz beschäftigte sich in den Konstruktionsbüros bereits mit Zeit- und Blendenautomatik!
Zeiss Ikon verkaufte Voigtländer an Rollei, der Voigtländer VSL 1 sah man  noch immer ihre Ikarex- Vergangenheit an, sie war Rolleis Einsteigermodell, das bessere Produkt war die Rolleiflex SL 35 aber auch die musste zu Schleuderpreisen abgestoßen werden.
Auch Zeiss Ikon stellte bald darauf die Kameraproduktion ein und wandte sich anderen Produkten zu. Heute werden von Zeiss hochpräzise Schließsysteme erzeugt.
Unbedeutend, aber doch erwähnenswert ist, dass es seit 1995 ein deutsch- weissrussisches Gemeinschaftsunternehmen gibt, JV Zeiss Bel OMO, welches mechanische und optische  Einzelteile, Baugruppen und Geräte erzeugt. Zu diesem Unternehmen gehört auch KMZ, welche die Preisbrecherkamera Zenit erzeugt (erzeugte?). Aber jedenfalls die Panoramakamera "Horizon" wird nach wie vor, in kleinster Stückzahl, hergestellt.
Rollei konnte sich länger halten.
Jahrzehntelang konnte die Firma Franke & Heideke mit der zweiäugigen Rolleiflex und der preiswerteren Rolleicord eine hervorragende Marktposition halten. Beide Modelle wurden laufend perfektioniert und trotz des hohen Preises, die Rolleiflex kostete fast so viel wie die Leica M3, gerne gekauft. Besonders deswegen, weil sie über keine Wechselobjektive verfügte, begann der Absatz eines Tages zurückzugehen. Da half es auch nichts, dass man eine Tele-Rolleiflex und eine Weitwinkel – Rolleiflex zusätzlich auf den Markt warf, man musste sich gezwungenermaßen anderen Produktgruppen zuwenden, hatte aber auf keinem anderen Sachgebiet, als der zweiäugigen Reflex irgendwelche Erfahrungen. Man brachte durchaus moderne einäugige Mittelformatkameras, zuerst die SL 66 heraus, die sich allerdings, genauso wie ihre Nachfolgerinnen nie gegen die seit Jahrzehnten den Markt beherrschende Hasselblad durchsetzen konnte. In allergrößter Panik folgte eine Flucht nach vorn: Unter dem damaligen Rollei- Chef Peesel wurde in Singapore ein riesiges Kamerawerk errichtet, das aber nie auch nur einigermassen ausgelastet werden konnte, obwohl eine enorme Produktpalette existierte. Rollei erzeugte nun zusätzlich Elektronenblitzgeräte, auch große Studiogeräte, Kleinbild- Sucherkameras, Instamatic- Kameras, Pocket-Kameras, Spiegelreflexkameras im Kleinbild- und 6x6- Format und Diaprojektoren. Wer je einen der Überblendprojektoren besaß, ärgert sich noch heute über deren Reparaturanfälligkeit.
Das Werk Singapur war für 10.000 Arbeitsplätze vorgesehen, diese Zahl konnte aber nie erreicht werden. 1974 wurden in Braunschweig 1.648, in Uelzen 314 und in Singapur 5.696, somit insgesamt 7.658 Mitarbeiter beschäftigt. Von all den gefertigten Produkten erwies sich nur ein einziges als echter, großer Erfolg, die Rollei 35. Es war das die kleinste Kamera für das volle 24x36 mm Kleinbildformat. Dabei war es eigentlich ein Zufall, dass Rollei diese Kamera fertigen konnte.
Bei der Firma Wirgin, Produktname Edixa Reflex, war ein äußerst begabter Konstrukteur namens Heinz Waaske am Werk, der nebenbei die kleinste Kleinbildkamera konstruierte und seinem Chef Wirgin zur Produktion anbot. Wirgin bewies wieder einmal seine Ignoranz und lehnte ab! So bot Waaske seinen Entwurf ebenso erfolglos Leitz und Kodak an. Peesel von Rollei griff schließlich zu, er suchte ja mit Gewalt innovative Produkte und die Rollei 35 wurde tatsächlich ein Riesenerfolg. Nachdem aber die anderen Produkte, die zum großen Teil unausgereift und in großer Eile auf den Markt geworfen wurden und daher überdurchschnittlich störungsanfällig waren, große Verluste einfuhren, kam es 1981 zum Konkurs. Es gab eine Reihe von Nachfolgefirmen mit wechselnden Besitzern. Man glaubte, mit der 1978 konstruierten KB-SLR Rolleiflex SL 2000 F mit Wechselobjektiven, Wechselmabgazinen, 2 Suchern, (Prismen- und Lichtschachtsucher) weiterbestehen zu können, aber auch diese Kamera war überaus störungsanfällig und bewährte sich in keiner Weise. Trotzdem versuchte man noch 1984 ein verbessertes Nachfolgemodell, die 2003 folgen zu lassen, aber auch dieses Modell war kein Erfolg mehr. Von beiden 2000-er Modellen wurden nur 15.000 Stück gefertigt, es hätten Millionen sein sollen! Nun wurden keine Kameras mehr gefertigt, es sondern nur mehr Lizenzen verwaltet, wenige verbliebene Geschäftsbereiche produzierten in kleinem Umfang weiter, es gab Sonderanfertigungen, man spezialisierte sich auf den Nischenbereich Fotogrammetrie.
Voigtländer, das zum Rollei- Konzern gehörte, wurde an Ricoh und bald darauf an Chinon verscherbelt, diese beiden Firmen nutzten den berühmten Namen "Voigtländer" aus und versahen minderwertige Ware mit dieser Marke. 1996 erwarb Ringfoto, 1997 Plusfoto die Markenrechte und verfuhr ebenso, 1999 war Cosina an der Reihe. Cosina verfolgt jedoch eine andere Marktpolitik und baut und vertreibt seither unter dem Namen Voigtländer wieder erstklassige Produkte. So existiert wenigstens der Name "Voigtländer" bis heute weiter, wenn auch nur - wie auf einem Grabstein. 
2007 wurde Rollei dem dänischen Unternehmen MACO einverleibt, welches noch unter dem Namen Rollei Filme (großteils AGFA- Typen) vertreibt.
Somit ist auch die Geschichte der Firma Franke & Heideke, sprich Rollei zu Ende.
Bleibt noch Leitz. 
Leitz war nie eine große, wohl aber die berühmteste deutsche Fotofirma. 
Bereits 1849 als Optisches Institut durch Carl Kellner in Wetzlar gegründet, wurden vorerst Mikroskope produziert, 1869 von Ernst Leitz übernommen. 1920 übernahm Ernst Leitz II, er begann 1924 mit der Fertigung von Kleinbildkameras in großer Auflage, deren Grundlage eine Konstruktion von Oskar Barnack, einem Leitz- Angestellten war. 
Da Leitz im zweiten Weltkrieg keine Kriegsschäden zu verkraften hatte, konnte mit voller Kraft weiter produziert werden.
1986 wurde die Firma auf drei Geschäftsbereiche aufgeteilt:
1)    Leica Camera- AG,
2)    Leica Microsystems G.m.b.H. und
3)    Leica Geosystems AG.
Die Leica Camera AG zog sodann von Wetzlar nach Solms um.
Stagnierende Umsätze machten 1987 die Vereinigung mit der Schweizer Firma Wild Heerbrugg AG erforderlich, diese Firma fusionierte ihrerseits 1990 mit The Cambridge Instrument Company, es entstand so der neue Konzern Leica Holding B.V.
1996 ging die Leica AG. an die Börse, im gleichen Jahr wurde MINOX übernommen, wurde aber 2001 wieder selbständig.
Die Fertigung des Leica- Kamerasystems erfolgte in Deutschland und Portugal, Objektive in Canada. Zeitweise gab es eine Zusammenarbeit mit Minolta, Fuji und Panasonic.
2005 wurde die Finanzlage sehr bedrohlich, der Luxusgüterkonzern Hermes verkaufte seinen Aktienanteil von 36,2  %    an die Salzburger Holding ACM Projektentwicklung, einer 100 % igen Tochterfirma der Sokrates- Privatstiftung der Familie Kaufmann, Salzburg, die bereits seit 2004 ein Aktienpaket von Leitz besaß.
Hermes stockte sein Kapital bis Ende 2007 auf rund 96,5 % auf, Ende 2007 erklärte ACM, Leica komplett übernehmen zu wollen. 
Leica lebt als einzige bedeutende deutsche Fotofirma noch.
Und AGFA?
Der einst riesige AGFA- Konzern, der in einer großen Anzahl von Fabriken  alles, was mit Fotografie zu tun hatte, erzeugte, existiert nur mehr dem Namen nach.
Stolz warb man in der Blütezeit  des Unternehmens mit dem Slogan: "Alles aus einer Hand" und wies darauf hin, dass nicht nur Foto- und Schmalfilmkameras und Filme, sondern auch Papiere, alle Fotochemikalien, Dia- und Filmprojektoren und - betrachter, Entwicklungsmaschinen, Großgeräte und vieles mehr von Agfa selbst erzeugt und vertrieben wurden. Bis zum Aufkommen der digitalen Fotografie gingen die Geschäfte noch immer gut, dann brachen die Umsätze dramatisch ein. Agfa hatte sich nie mit der Digitaltechnik beschäftigt, entwickelte also keine digitalen Geräte und musste nach und nach viele Geschäftsbereiche verkleinern oder ganz schließen. Während von fast allen anderen Firmen exakte Werksangaben  existieren, sind diese bei AGFA oft unrichtig, irreführend oder fehlen überhaupt, wie z. B. Produktions- Stückzahlen.
1982 mußte das Kamerawerk München geschlossen werden, auch die Werke Coimbra und Rottenburg an der Laaber mussten aufgegeben werden.
2004 kam das Aus für die Fotosparte Film und Papier, der gesamte Geschäftsbereich wurde um 175 Mio. Euro an eine Investmentgesellschaft verkauft. Die verbliebenen Produktionsstätten befanden sich in Leverkusen, Köln, Peiting, Windhagen (Rheinland-Pfalz) und Vaihingen (Baden- Württemberg).
Am 20. 5. 2005 stellte AGFA, obwohl "gesundgeschrumpft" den Insolvenzantrag wegen Zahlungsunfähigkeit. Noch weitere Teilbereiche konnten verkauft werden, Fujifilm kaufte das Großgerätewerk in Peiting, 
2006 Verkauf der Minilab- Produktion an eine neu gegründete Gesellschaft "Minilab Faktory GmbH. Dresden".
In diesem Jahr vergab die Agfa Holding GmbH Lizenzen zur Verwendung der Markenbezeichnung "AGFA" an andere Unternehmen:
"SAGEM Telecommunications" für digitale Bilderrahmen und Fotodrucker, an die
"Plawa Feinwerktechnik GmbH."  Für digitale Foto- und Videokameras und 2007 an die
3T Supplies AG für Druckertinte und –papier.
2007 beschäftigte der einst riesige Konzern nur noch 13.565 Arbeitnehmer, die sich auf 3 Arbeitsbereiche aufteilten:
Agfa Graphics, Produkte für den Druck und die Druckvorstufe, man erzielte einen Umsatz von 1,9 Mia. Euro,
Agfa Health Care, der Medizinbereich mit einem Umsatz von 1,7 Mia. Euro und
Agfa Materials mit 700 Millionen Euro Umsatz.
Der verbleibende Rest des AGFA – Konzernes hat nichts mehr mit Fotografie zu tun.
Digitalcameras u.a. Fotoprodukte werden nicht mehr von AGFA erzeugt, sondern sind Fremdprodukte, die unter dem Namen AGFA verkauft werden.

Die ostdeutsche Fotoindustrie und die kommunistische Planwirtschaft.
Nach Kriegsende war Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Nachdem der Versuch einer gemeinsamen Besatzungspolitik scheiterte, wurde auf dem Gebiet der amerikanischen, britischen und französichen Besatzungszone im Jahr 1949 die Bundesrepublik Deutschland gegründet, als Reaktion darauf wurde auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone die "sogenannte DDR" (als vom Westen nicht anerkannter Staat) gegründet.
Während in Westdeutschland der Wiederaufbau und Wirtschaft von den Westmächten gefördert wurden, stagnierte die ostdeutsche Wirtschaft noch viele Jahre, denn Hilfe aus der Sowjetunion war unmöglich, da diese selbst enorme Kriegsschäden zu beseitigen hatte. So kam es zum "Kalten Krieg". Auf der einen Seite die kommunistische Welt mit ihrer verstaatlichten Planwirtschaft, andererseits der kapitalistische Westen mit seiner freien Marktwirtschaft und demokratischen Staatsführung.
Heute wissen wir längst, daß keines dieser beiden Systeme ideal funktioniert, wir kritisieren heute die Auswüchse der freien Marktwirtschaft mit ihrer unbegrenzten Globalisierung und Spekulantentum, was eine Krise nach der anderen zur Folge hatte. Der Kommunismus hat sich bis auf China, Cuba und Nord- Vietnam erledigt und  seine Planwirtschaft ist unplangemäß vor die Hunde gegangen.
Diese kurze geschichtliche Rückschau erklärt vieles.
Um die kommunistische Planwirtschaft umsetzen zu können, mußte der Staat alle Produktionsstätten und -mittel in seine Hand bekommen, mit welchen Mitteln auch immer!  Einen - vorübergehenden - Vorteil hatte die Planwirtschaft allerdings. Alle Erzeugnisse, ob Praktika oder Trabant, es gab keine Konkurrenz. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder den Ramsch zu kaufen - oder Konsumverzicht. Nur ganz wenige ostdeutsche Produkte wären dem Konkurrenzdruck im Westen gewachsen gewesen. Das Ende dieses -vorübergehenden- Vorteils kennen wir. Die ostdeutsche Fotoindustrie konnte trotz staatlichem Schutz vor Konkurrenz und laufender großer staatlicher Zuschüsse nicht überleben.

Ihagee - Exakta.
1912  gründete der niederländische Kaufmann Johan Steenbergen seine "Industrie- und Handelsgesellschaft m. b. H." = Ihagee.
1920  Zunächst wurden die Reisekameras "Corona" und "Neugold" vertrieben, 1921  folgte die Spiegelreflexkamera Platt-Paff- Reflex für das 4 1/2 x 6- Format, später im 6x6 - Format. Gilt als erste Spiegelreflexkamera überhaupt. Gebaut bis 1930.
1924 - 1936 Patent Klapp- Reflex,
1929 - 1935 Nacht- Reflex.
Seit 1930 arbeitete der Konstrukteur Karl Nüchterlein an einer Kleinbild- Reflexkamera, welche
1933 auf der Leipziger Messe als "VP-Exakta" vorgestellt wurde. Sie hatte schon damals das typische trapezförmige Gehäuse, massiv aber kompakt, mit einklappbarem Lichtschachtsucher, Schlitzverschluß mit Zeiten von 1/1000 bis zu 12 Sekunden, Wechselobjektiven namhafter Hersteller; Zeiss Jena, Schneider Kreuznach, Mayer Görlitz (keine aus eigener Produktion) und überaus reichhaltigem Zubehörprogramm.
Diese Exakta gilt als erste Kleinbild- Spiegelreflexkamera der Welt. Es wird zwar behauptet, die erste KB-SLR wäre die russische "Sport" der Firma GOMZ, dies stimmt allem Anschein jedoch nicht. Im Buch "Exakta- Obscurities" ist eine ausführliche Dokumentation hierüber nachzulesen.
Bei der Kine-Exakta war nun der Filmtransport und der Verschlußaufzug gekoppelt, sie hatte einen Schlitzverschluß mit Zeiten von 12 bis 1/1000 s, Selbstauslöser, Filmabschneidevorrichtung, Blitzsynchronisation und Wechselobjektive für das Exakta- Bayonett.
Preise: Gehäuse mit Schneider Xenar   1:2,8 / 50 mm ................ RM 255.--
           Gehäuse mit Zeiss Jena Tessar 1:2,8 / 50 mm ................   RM 280.--
           Gehäuse mit Schneider Xenon   1:2,0 / 50 mm ................ RM 325.--.
Die Kine Exakta wurde in verschiedenen Ausführungen bis 1948 gebaut.
1948 Kine Exakta II.
Auffälligstes Kennzeichen: Die bisher frei liegende Lichtschachtlupe erhielt eine Abdeckung. Gebaut wurden 3 Versionen, aber nur 25.000 Stück. Die Produktion wurde 1950 eingestellt.
Es folgt nun die Exakta Varex V, VX und IIa. Da in den USA die Bezeichnung
"Varex" aus namensrechtlichen Gründen nicht erlaubt war, hießen die Exportmodelle "Exakta V, VX und IIa".
Exakta Varex V und Exakta V: 
Wechselsucher und wechselbare Einstellscheiben.
Exakta Varex VX und Exakta VX:
Gehäuse und Bildbühne aus einem Guß, angelenkte Rückwand, Merkring für Filmempfindlichkeit,  Filmzählwerk durch integrierten Knopf rückstellbar, Innen- und Außenbayonett.
Exakta Varex IIa und Exakta IIa:
Separate Filmmerkscheibe, lange Verschlußzeiten geräuschgedämpft,
geringfügige Detailverbesserungen und Designanpassungen.
Gebaut bis 1961.
Solange die Ihagee dem DDR- Regime wertvolle Devisen einbrachte, ließ man die Firma weitgehend unbehelligt produzieren, obwohl sie nicht verstaatlicht, sondern eine Privatgesellschaft war. Dies änderte sich schlagartig
1968, als das Vermögen der Ihagee dem VEB (volkseigener Betrieb) Pentacon einverleibt wurde.
1973 wurde die Exakta- Baureihe eingestellt, lediglich das Einsteigermodell
Exa (welche es seit 1955 gab) wurde noch bis 1987 als Modell Ic erzeugt.
1996 wurde die Firma wegen Kapitalmangels aufgelöst.

Die westdeutsche Exakta.
Steenbergen, der Firmengründer, mußte während der NS-Zeit seine Firma im Stich lassen und in die USA emigrieren. Er versuchte nach dem Krieg, seine Firma von der DDR zurückzubekommen. Um das zu erreichen, gründete er 1960 im Westen, in Frankfurt am Main die Ihagee Kamerawerk AG, die später nach Westberlin umzog. Steenbergen gewann zwar den namensrechtlichen Streit 1969 gegen die ostdeutsche Ihagee, es war dies allerdings erst zwei Jahre nach seinem Tod.
1963 wurde auf der Photokina Köln die neue, westdeutsche Exakta Real vorgestellt, welche aber erst 1966 auf dem Markt kam. Von dieser westdeutschen Exakta wurden nur rund 1.000 Stück erzeugt.
1967: Aufgabe der eigenen Kameraproduktion - Ende der Exakta.
Vertrieb japanischer Kameras unter dem Namen "Exakta" -mit geringem Erfolg.
Steenbergen war übrigens kein Einzelfall. Man war damals nicht zimperlich im Umgang mit Namens- und Patentrechten. 
Ein kleines Beispiel:

Balda Dresden - Balda Bünde:
Der 21-jährige Max Baldeweg gründete 1908 in Dresden eine kleine Firma, die er "Balda" nannte. Vorerst erzeugte er Selbstauslöser, Verschlüsse u.a., ab 1925 Plattenkameras und danach Rollfilmkameras.
Nach dem zweiten Weltkrieg "verlor Baldeweg seine Firma an den sozialistischen Staat" - wie die Firmenchronik die Verstaatlichung durch die DDR beschreibt - und gründete, nachdem er sich in den Westen abgesetzt hatte, eine neue Firma. Nun produzierten beide Firmen Kameras, die sie unter der Marke "Balda"  vertrieben. Erst 1951 setzte sich Baldeweg auf dem Gerichtsweg durch und die DDR- Baldas durften diesen Namen nicht mehr verwenden. Diese Kameras hießen fortan "BELCA".
Auch Baldeweg mußte einsehen, daß er auf dem Fotosektor der japanischen Konkurrenz nicht gewachsen war. Er gab rechtzeitig die Kameraproduktion auf und wandte sich anderen Produkten zu. 
Heute ist Balda ein internationaler Konzern mit Produktionsstätten in Deutschland, den USA, Brasilien, Malaysia und China.
Erzeugt werden Handy- Gehäuse u.a. Komponenten, berührungsempfindliche Displays, Produkte für die Medizintechnik und für die Autoindustrie.

Praktiflex / Praktica
1915 gründete Paul Guthe in Dresden eine Kamerfabrik, ab 1919 hatte er einen Partner und die Firma hieß fortan: KW Kamerawerkstätten Guthe & Thorsch. Aus den von dieser Firma produzierten Kameras ragte vorerst
die "Patent- Etui" heraus, eine ganz besonders flache und kompakte Planfilm- Kamera. 1928 zog die Firma in ein größeres Firmengebäude um, die Belegschaft bestand aus 150 Mitarbeitern, welche täglich 100 Apparate fertigen konnte.
1931 Pilot Reflex, zweiäugige Spiegelreflex, 3x4 cm- Format. Bis 1937.Beide Eigentümer der Firma mussten 1938 Deutschland verlassen, weil sie jüdischer Abstammung waren.  Mit dem deutschstämmigen Charles A.Noble aus Detroit tauschten sie die Firmen. Noble brachte die geplante Kleinbild-Reflexkamera als Praktiflex zur Serienreife und stellte sie 1939 auf der Leipziger Frühjahrsmesse vor. Nach der Exakta die zweitälteste KB.- SLR. Diese Kamera verfügte bereits über einen Rückschwingspiegel! Als Objektivanschluß wurde ein Prakticagewinde M 40x1 kreiert, weil M 30 bereits von Leitz reserviert war. Standardobjektiv war ein Zeiss- Jena Tessar 1:3,5 / 50 mm. 20.000 Stück wurden erzeugt, die meisten davon wurden nach Kriegsende der russichen Besatzungsmacht als Reparationsleistung übergeben.
Die damaligen Firmeninhaber, Charles und John Noble, beide amerikanische Staatsbürger wurden im Sommer 1945 inhaftiert und der Spionage beschuldigt. Charles Noble wurde 1952 freigelassen, sein Sohn John wurde zu 15 Jahren Lagerhaft verurteilt, wonvon er 10 Jahre in Workuta (Sibirien) verbrachte, bevor er durch persönliche Intervention des US-Präsidenten Eisenhower zugleich mit amerikanischen Kriegsfgefangenen (!!!) freigelassen wurde.
Nobles Fabrik wurde nach Kriegsende  von den Sowjets beschlagnahmt und unter dem Namen Kamera- Werkstätte VEB Niedersedlitz 1948 verstaatlicht.
Ab 1949 Kamerabezeichng nicht mehr Praktiflex, sondern Praktica.
Ab 1951 wurde mit der Prakitca FX das M 42 x 1 Objektivgewinde eingeführt.
1964 Zusammenschluß mehrerer Firmen zum VEB Pentacon. Außer den Namen "Praktica" wurden in England "Jenaflex", in Australien "Hanimex" und als Hausmarken Revueflex für Quelle und Porst Reflex verwendet. 
Das letzte Praktica- Modell, die BX20s wurde noch bis in das Jahr 2000 hinein erzeugt.
Bis zur Wende hatten die ostdeutschen Kameras in den kommunistischen Staaten einen  nahezu konkurrenzlosen Markt, dieser Umstand und die  reichlichen staatlichen Subventionen (zum Schutz der Arbeitsplätze) waren die Ursache für das lange Bestehen dieser Marke.

Einige Beispiele kleinerer, aber sehr bekannter Firmen:
Gebr. Wirgin, Wiesbaden.
Diese Firma erzeugte u.a. die einzige westdeutsche Kleinbild-Spiegelreflexkamera der Amateurklasse mit Schlitzverschluß. 
Die Firma wurde 1924 gegründet und erzeugte vorerst verschiedene preiswerte Modelle, bevor mit der Edixa Reflex der Durchbruch gelang.
Auch die Gebr. Wirgin waren jüdischer Abstammung und mußten Deutschland  vor dem Krieg verlassen, ihr Unternehmen wurde 1938 beschlagnahmt, arisiert und an die Firma Dr. Schleussner (Adox) verkauft, 1945 aber wieder freiwillig an die früheren Eigentümer zurückgegeben  und die Kameraproduktion wieder aufgenommen.
1961 wurden die Franka- Werke Bayreuth übernommen.
Von der Edixa Reflex wurde eine große Anzahl verschiedener Typen mit teilweise nur geringfügigen Abänderungen erzeugt, die aber nie den aktuellen Stand der Technik repräsentierten. Bei Wirgin war der hochbegabte Konstrukteur Heinz Waaske tätig, der u. a. auch die Edixa 16 für 16 mm Kinofilm konstruierte. Von ihm stammte auch die kleinste jemals gebaute Kleinbildkamera für das volle 24x36 mm- Format. Waaske konstruierte diese Kamera ohne Auftrag nebenberuflich und bot sie Wirgin zur Produktion an, Wirgin und andere Produzenten lehnten ab, schließlich wurde diese Kamera von Rollei in Singapur gebaut und wurde ein großer (der einzige) Erfolg von Rollei seit Auflassung der zweiäiugigen Rolleiflex. Waaske arbeitete zeitweise auch für Voigtländer, Zeiss, Minox, Berning (Robot) und Rollei.
1971 stellte Wirgin mehr oder weniger kampflos die Produktion ein. Seine Edixa electronica, ebenfalls eine Waaske- Konstruktion, erwies sich als ein Riesenflop, von der sich die Firma nicht mehr erholte. Deshalb, und auch, weil er einsah, daß er der japanischen Konkurenz nicht gewachsen war, gab Henry Wirgin die Kameraproduktion auf.
Einzige Rettung: Nischenprodukte!
Nur wenige der einst berühmten Firmen konnten bis heute überleben. Sie sind allesamt recht klein geworden, können sich aber noch mit der Produktion von Nischenprodukten in kleinen Auflagen behaupten. Devise: Qualität vor Quantität.
Linhof.
1887 durch den Mechaniker Valentin Linhof gegründet. Fertigte zuerst Kameraverschlüsse,
1889 erste Kamera, sie hatte ein Ganzmetallgehäuse mit Kippstandarte. Die ab
1934 gefertigte Linhof Technika wurde im Lauf der Jahrzehnte immer wieder weiterentwickelt. 
Die neueste Linhof heißt Techno, ist eine digitale Systemkamera im Großformat.
Minox.
Schon 1934 begann Walter Zapp in Riga mit der Entwicklung einer Kleinstbildkamera. Sie sollte so klein sein, daß man sie in der geschlossenen Hand verbergen konnte. Nach einigen Holzmodellen fertigte er in Handarbeit aus Edelstahl ein funktionierendes Exemplar für das Filmformat 6 1/2 x 9 mm an. 1936 gelangte die Kamera zur Marktreife und kam 1938 auf den Markt. Diese Kamera ist heute als die "Rigaer Minox" bekannt. Aufnahmeformat ab 1938 8 x 11 mm. 
Was vom Konstrukteur Zapp nicht bedacht und erwünscht war, war die Tatsache, daß diese Kamera sofort den Ruf der idealen Spionagekamera bekam, den sie nie wieder los wurde. Schon das allererste Exemplar kaufte ein ausländischer Diplomat! So gut wie in jedem Spionagefilm sah man einen Spion mit einer Minox hantieren....
Nach Kriegsende gründete Zapp in Wetzlar die Minox GmbH., 1948 übersiedelte er mit seiner Firma nach Heuchelheim bei Giessen wo dann die ersten Nachkriegsmodelle, zuerst die Minox A produziert wurden. Sie hatte ein vierlinsiges Minotar- Objektiv, das stets mit offener Blende verwendet wurde. Die Belichtungszeit wurde mit einem Metall-Lamellenverschluß, der 1/1.000 s schaffte, geregelt. 
1958 folgte die Minox B mit gekuppeltem Belichtungsmesser,
1969 die Minox C mit elektronischer Belichtungsautomatik. Weiterentwickelte Modelle folgten und werden noch bis heute vertrieben.
Weniger erfolgreich waren die Kleinbild- Klappkameras, deren erste Minox 35 EL hieß, denn auf dem Segment der Kompaktkameras tobte ein mörderischer Konkurrenzkampf. Dieser führte schließlich 1988 zur Zahlungsunfähigkeit von Minox, so daß beim Amtsgericht Giessen ein Vergleichsantrag gestellt werden mußte.
1966 kehrte Minox, bis auf 300 Mitarbeiter "gesundgeschrumpft" nach Wetzlar zurück und wurde von Leica Solms übernommen, aber als eigenständige Firma und Marke weiter geführt.
2001 stieg Minox in die Digitalfotografie ein und brachte die Kompaktkamera Minox DC 1311 in den Verkauf.
Die Firma erholte sich wieder einigermaßen und konnte sich 2005 mit eigener Kraft wieder von Leica lösen.
Die derzeitige Produktpalette ist relativ groß, die Stückzahlen aber gering. Die klassische Kleinstbildkamera wird noch immer verkauft, wie verschiedene Fernglastypen, digitale Kompaktkameras und ganz besonders die voll funktionsfähigen, digitalen oder analogen Miniaturausführungen der berühmtesten deutschen Kameraklassiker im Maßstab 1:3.
Bei den allermeisten Produkten handelt es sicher um fremde Handelsware, denn derzeit könnte mit der kleinen Belegschaft von nur 30 Arbeitnehmern nur ein sehr geringer Anteil der angebotenen Produkte selbst gefertigt werden.
Berning Düsseldorf, Robot.
Der gelernte Uhrmacher Heinz Kilfitt erstellte 1931 in Eigenregie den Prototyp einer Schnellschußkamera. Äußerlich wie eine normale Kleinbildkamera aussehend und ebenso handlich, war sie technisch eher eine Filmkamera. Filmtransport und -zählwerk, sowie der Verschlußaufzug wurden wie bei einer Filmkamera durch ein Federwerk angetrieben. Auch der Verschluß war anders, kein Zentral- und kein Schlitzverschluß, sondern ein Rotorverschluß. So ausgestattet, konnte der Anwender bei einiger Übung bis zu 4 Aufnahmen pro Sekunde belichten.
Kilfitt konnte aber für seine Erfindung keinen Interessenten finden, auch die Firmen Agfa und Kodak lehnten ab. Erst Hans Heinrich Berning und sein Vater Otto Berning, branchenfremde Unternehmer, sowie sein Onkel Hermann, ebenfalls Unternehmer, richteten für Kilfitt und seinen Mechaniker Franz Hörth ein Konstruktionsbüro in Düsseldorf ein. Nun konnte der Prototyp bis zur Serienreife weiterentwickelt und 1936 patentiert werden.
Nach der Robot folge die Robot II, die sofort von der deutschen Luftwaffe für die Luftaufklärung und zur Trefferkontrolle mit bestem Erfolg eingesetzt wurde. Die Robot war für diesen Zweck einfach ideal und so bezogen auch England, Schweden, Dänemark und die USA während des Krieges für ihre Kampfflugzeuge Robot- Kameras über das neutrale Portugal. Man nannte sie "Göring Eye". Nach dem Krieg wurde das Modell II fast ausschließlich für den Export erzeugt, um den Reparationsbedingungen der Allierten zu entsprechen. Die Nachfrage in Deutschland war so groß, daß für die einzelnen erhältlichen Exemplare (vor der Währungsreform) bis zu 12.000.-- Mark bezahlt wurden.
Die Nachkriegsmodelle waren Robot Junior,  Star und Royal, letztere nicht nur im 24x24 mm- Format, sondern auch in kleiner Auflage in 18x24 mm mit Serienbelichtungsmöglichkeit. Es gab sie  auch für das volle 24x36 mm- KB.-Format, allerdings nur mit Einzelbelichtung.
Objektive eigener Erzeugung gab es für die Robot nie, meist waren es Schneider Xenar oder Xenon, oder Zeiß- Produkte.
Die Robot Royal ist eine der elegantesten Kameras, die je gebaut wurden, der Preis entsprach in etwa dem einer ähnlich ausgestatteten Leica.
Das Unternehmen konnte sich bis in die heutige Zeit behaupten und gehört dem Jenoptik- Konzern an. 
230 Mitarbeiter fertigen derzeit Verkehrsüberwachungskameras.
AkA Friedrichshafen.
Eine Firma mit interessantem Schicksal: Ein Bruderzwist im Hause Armbruster brachte letztendlich 1960, als die Fotoindustrie noch boomte, das Aus für diese bisher sehr erfolgreiche Firma.....
Die Apparate- und Kamerabau Armbruster GmbH (AkA) wurde bald nach Ende des II. Weltkrieges, im Februar 1946 von den beiden Brüdern Dr. Eugen Armbruster und Dr. Max Armbruster gegründet.
Dr. Eugen Armbruster hat Energiemaschinenbau und Hochspannungstechnik studiert, wechselte jedoch bald in die Fotoindustrie, wo er zuerst bei Berning an der Entwicklung der ROBOT mitwirkte, dann bei Voigtländer, wo er auch an der Bessa II und Brillant arbeitete und schließlich beim Verschlußhersteller Gauthier in Calmbach als Abteilungsleiter.
Sein Bruder Dr. Max Armbruster hatte Volkswirtschaft studiert und besaß in Langenau bei Ulm eine Gießerei und außerdem noch ein Werkzeugunternehmen in Wiesbaden.
So hatte Eugen das Wissen und Max das notwendige Geld für die künftige Firma.
Erster Firmensitz war ein ausgedientes Hotel  ("Zum kühlen Bronn") in Wildbad im Schwarzwald. Dr. Eugen Armbruster hatte eine Kleinbildkamera mit Wechseloptik und Zentralverschluß konstruiert und ihr den Namen "AkArette" gegeben. Neu war, daß bei dieser Zentralverschluß- Kamera der Verschlußaufzug mit dem Filmtransport gekoppelt war. Sie war die preisgünstigste Systemkamera mit Wechselobjektiven nach dem Krieg und durchaus auch als Konkurrenz zur Leica gedacht. Die ersten Kameras hatten das Format 24x32 mm (wie übrigens auch die erste Nikon) aber bald wurde auf das volle Kleinbildformat 24x36 mm umgestellt.
Anfangs mußte die gesamte Produktion an die französische Besatzungsmacht abgeliefert werden, nach der Währungsreform durfte auch für den deutschen Markt produziert werden. Die Belegschaft wuchs auf 50 Arbeitnehmer  an, so daß die Räumlichkeiten im ehemaligen Hotel zu klein wurden. Die Armbrusters wollten daher im Süden von Wildbad einen Neubau errichten. Die Stadtväter genehmigten das aber nicht, weil sie befürchteten, daß Männer in Arbeitskleidung ihre Mittagspause in den nahe gelegenen Kuranlagen verbringen könnten, die Kurgäste könnte das stören. (!)
Durch Zufall ergaben sich Kontakte zur Stadt Friedrichshafen, man bot Armbruster die Zeppelinhalle als Produktionsstsätte an. Armbruster erkannte, daß das notwendige Einfügen eines Zwischenbodens aus Kostengründen nicht zu realisieren war und verzichtete schweren Herzens. Nach einigem Suchen nach einer neuen Produktionsstätte wurde er fündig, die ehem. fliegertechnische Vorschule am Seemoser Horn. Nach einer Befragung der Belegschaft und einem Betriebsausflug an den Bodensee waren 10 Mitarbeiter bereit, am 10. April 1949 zu übersiedeln.
AkA war eine sehr soziale Firma. Das Werk bot nun schöne Arbeitsplätze, lag eingebettet in eine herrliche Landschaft am Bodensee, der sogar einen werkseigenen Badeplatz bot. Weitere Sozialleistungen waren (damals noch nicht übliche) Betriebsausflüge - mit firmeninternen Fotowettbewerben und Betriebsrat, der u.a. erreichte, daß die Arbeiterinnen an jedem zweiten Samstag frei bekamen, um auch einmal Zeit für ihren Haushalt zu haben. Der Spitzenlohn eines Abteilungsleiters lag damals, 1949 bei DM 2.--.
Mit der Firma ging es steil bergauf, ein weiteres Modell, die AkArette 0 kam auf den Markt, eine einfachere und preiswertere Ausführung. Das 5-jährige Firmen- Bestandsjubiläum und zugleich die Auslieferung der 20.000. Kamera wurde mit einer ganztägigen Firmenfeier ausgiebig gefeiert. Es folgte nun die AkArette II, von der 50.000 Stück gebaut wurden, es war die erfolgreichste Kamera der Armbruster sondern Diese Modelle bekamen einen Schnellschalthebel. Nach einem Namensstreit mit AGFA nannte man diese Kameras nicht mehr AkArette, sondern AkArelle.
Schon früh war man bei AkA bemüht, Kameras mit Entfernungsmesser zu bauen.
Diese hießen AkArex.
AkArex   I: Fest eingebautes Objektiv mit ungekuppeltem Entfernungsmesser,
AkArex  II: Wechselobjektiv mit ungekuppeltem Entfernungsmesser,
AkArex III: Wechselobjektiv mit gekuppeltem Entfernungsmesser.
Von der AkArex II gab es allerdings nur 2 Prototypen, zu einer Serienfertigung kam es nicht.
Die AkArex III hatte eine einmalige Besonderheit aufzuweisen:
Um für die verschiedenen Brennweiten stets den richtigen Sucher zu haben, wurde der Meßsucher einfach mit dem Objektiv über eine Brücke verbunden, er wurde gemeinsam mit diesem gewechselt. Dies machte die Kamera aber relativ teuer, zudem war die  Objektiv- Sucherkombintion sehr klobig und unhandlich.
Ab 1956 baute man die "Arette", eine Kleinbildkamera mit festsitzendem Objektiv. Der Kamerakörper war bei jedem Modell gleich, nur die Oberteile und Objektivausstattung änderte sich.
1) Arette IA nur mit Sucher,
2) Arette IB mit Sucher und Belichtungsmesser,
3) Arette IC mit Sucher und Entfernungsmesser,
4) Arette ID mit Sucher, Belichtungsmesser und Entfernungsmesser.
Für den Export wurden die Kameras mit den Bezeichnungen "Optina" bzw. AkArex 700 opder 700 L versehen. 
Ca. 1957 kam es zu einer Änderung der Typenbezeichnungen:
Die IB wurde zur BN, die IC zur C und die ID zur DN, hiezu kam die BW, mit Belichtungsmesser und Wechselobjektiv, wobei die gleiche Fassung wie bei der AkArette bzw. der AkArelle eingebaut wurde. So konnten ev. vorhandene Objektive der AkArette/AkArelle verwendet werden.
Nächste Verbesserung war der Einbau  eines großen Kristallblocksuchers, welcher das Motiv in natürlicher Größe zeigte. Dazu mußte die Oberkappe der Kamera erhöht werden, die Typenbezeichnungen blieben gleich, nur die Arette IA wurde konsequenterweise in  Arette A umbenannt. Zusätzlich gab es dann auch eine Arette W mit Wechselobjektiv und Belichtungsmesser.
Spitzenmodell der Arette- Serie hätte das Modell Arette automatic S werden sollen, das 1958 auf der Photokina in Köln vorgestellt wurde. Diese Kamera hätte alle damaligen Ausstattungsmöglichkeiten einer Sucherkamera in sich vereinen sollen: Wechselobjektive, gekoppelter Entfernungsmesser und Belichtungssteuerung, ergänzt durch einen modernen, neuartigen Bayonettanschluß. Diese Kamera kam nicht mehr zur Ausführung. Bekannt sind lediglich 3 nicht funktionsfähige Prototypen und einige Wechselobjektive.
Warum wurde diese Super-Kamera nicht gebaut?  Ein Bruderzwist im Hause Armbruster war die Ursache, nicht nur dafür, sondern sogar für das Aus der AkA!
Was war geschehen?
Bereits Anfang der 50-er Jahre exportierte die AkA in die USA und es kam zu Kontakten mit der Firma Sawers, die die altbekannten Fiew Master- Scheiben samt den dazu gehörenden Stereobetrachtern herstellte. Damals ein finanzieller Riesenerfolg. Sawers plante daher den Bau einer  Stereokamera, mit der der Kunde eigene View Master- Scheiben herstellen und mit dem View Master Betrachter ansehen konnte. Die Amerikaner waren an einer Zusammenarbeit mit AkA sehr interessiert und so konstruierte Dr. Eugen Armbruster 1955 eine einfache, preiswerte Stereokamera für das View Master- Format 10 x 11 mm und gerade dieses fotografische Spielzeug sollte die Ursache des Unterganges der Firma AkA werden!
Dr. Max Armbruster, der, wie wir anfangs erfahren haben, Volkswirtschaft studiert hatte, lehnte eine Zusammenarbeit mit Sawers - samt und besonders deren Investitionen in seine Firma strikt ab, weil er unter keinen Umständen fremdes Kapital in seiner Firma dulden wollte. Es kam daher zu einem handfesten Streit zwischen den beiden Brüdern. Dr. Max Armbruster schied daraufhin aus der Geschäftsführung und bald darauf ganz aus der Firma aus.
Nun stand die AkA schlecht da. Das gewinnträchtige View Master- Projekt ging durch die Lappen  und auch die Arette automatic S brachte man nicht mehr zur Serienreife, Dr. Max Armbruster fehlte an allen Ecken und Enden! Auch eine bereits auf der Photokina in Köln vorgestellte Schmalfilmkamera konnte nicht mehr realisiert werden, nur eine vereinfachte Festoptikkamera mit Prontormat- Verschluß und Belichtungs (-halb)-automatik wurde realisiert.
Man stellte einen jungen Ingenieur aus München ein, der für technischen Fortschritt sorgen sollte, aber dieser Mann hatte keinerlei Erfahrung im Kamerabau und konnte nur designmäßige Modernisierungen durchführen. Dr. Max Armbruster hatte die View Master- Kamera zwar fertig konstruiert, aber es war zu spät, die Fertigung der View Master-Kamera erfolgte durch King, Bad Liebenzell (Regula), sie hatten die Rechte an diesem Projekt für 45.000.-- DM erworben. Zuletzt baute man noch für die Quelle und das Fotohaus Schaja. Der Schwede Dr. Erik Wilkenson ließ von AkA seine eigene Konstruktion "Wilka" in sehr geringer Stückzahl fertigen. Es handelte sich dabei um eine Kleinstkamera mit einem eigenen Filmpatronensystem und einem Belichtungsmesser, der die Filmempfindlichkeit von der Filmpatrone  mechanisch ablesen konnte. Damals sicher eine gute Idee, die später erfolgreich war, aber die Filmpatronen mußten zur Verarbeitung nach Schweden geschickt werden, was zu umständlich und teuer war. Die Wilka ist daher eine der seltensten Nachkriegskameras geblieben. 
Das Firmengebäude der AkA wurde nach dem Konkurs als Amtsgebäude für das Landratsamt Ludwigshafen verwendet.
Zur Zeit der Hochblüte der Firma konnte die AkA 100 Kameras pro Tag erzeugen.
Voss Ulm, Diax.
Von den vielen kleinen Firmen  ist Voss eine der interessantesen.
Wer kennt heute noch die Diax?
Ich schon, aber ich konnte sie mir nicht leisten. Unser Herr Bahnhofsvorstand hatte eine, eine Diax Ia, er war ziemlich verärgert, weil sich einer seiner Untergebenen, ein Fahrdienstleiter eine IIb geleistet hat. 
Was war nun das Besondere an diesen Diax- Kameras?
Es war die hervorragende Qualität und Präzision, ihr praktisches Schraub-klemmbayonett und
ihre kompakte Bauweise, nur die Paxette von Braun war noch kleiner,
durch ihren gehobenern Preis war sie besonders für den Export in die USA  vorgesehen und
die Firma verfügte niemals über mehr als sage und schreibe  64 Mitarbeiter
einschließlich Firmeninhaber, fremdsprachigen Korrespondenten (Export)und Büroangestellten. Unvorstellbar!
Der Firmengründer, Walther  Voss (31. 8. 1908 bis 11. 8. 1968) erzeugte in der Zeit von 
März 1947 bis Dezember 1957 also nur 10 Jahre lang Kleinbildkameras.
Als Feinmechaniker hatte er das Wissen und Können, präzise Kameragehäuse samt Sucher und Entfernungsmesser selbst herzustellen. Objektive und Verschlüsse kaufte er stets zu.
Seit 1958 besteht die Firma nicht mehr, warum ist unbekannt, wie auch die Stückzahlen der erzeugten Kameras. Über die Firma Voss und deren Produkte, Diax gibt es wieder ein neu aufgelegtes Sachbuch und  auch im Internet (Helmuts Fotokiste oder Peter Geisslers Diax- site u.a.) erfährt man einiges.
Walther Voss begann als Feinmechaniker nach dem Krieg, vorerst nebenbei experimentierend, in Handarbeit Kleinbildkameras herzustellen, wobei die Beschaffung von Objektiven und Verschlüssen gar nicht einfach war.
Die Fertigung der Serienkameras begann mit der
Diax
1947 - 1950.   Kleinbildkamera mit Compur Rapid- Verschluß 1-1/500 s.
        Objektive: Axinon, unvergütet 1947-1948
        Axinin vergütet 1948
        Steinheil Culminar, vergütet 1948 - 1949
        Schneider Xenar, 1949. Es folgten:
Diax I
1950 - 1951    mit Compur- Rapid, späer Synchro- Compur
        Xenar 1:2,8 oder Xenon 1:2 bzw. Rodenstock Heligon 1:2, alle 45 mm.
Diax II
1952 - 1954    wie Diax I, aber mit gekuppeltem Entfernungsmesser.
        eine sehr seltene Kamera.
        Xenar 1:2,8, Xenon 1:2 bzw. Rodenstock Heligon 1:2, alle 45 mm.
Diax Ia
1952 - 1956    35 mm Systemkamera mit Schraubgewindeanschluß, 3 Sucherfenster, jedes für         eine Brennweite, Synchro- Compur.
        Objektive: Isco Isconar und Westar 1:3,5/50 mm
        Laack Diaxar 1:3,5/50 mm (selten)
        Schneider Xenar 1:2,8 45 mm. ab 1954 auch 50 mm
        Schneider Xenon 1:2/50 mm.
Diaxette
1953        Sondermodell, einfache Sucherkamera mit Vario- oder Prontor-Verschluß
        und als Objektiv ein Steiheil Cassar 1:2,8/45 mm.
Diax IIa
1954 -1956    Wie Diax Ia aber mit gekuppeltem Entfernungsmesser.
        Sucherfenster nur für 2 Brennweiten, dafür 1 Entfernungsmesser-Fenster.
        Kamera sieht einer Diax Ia zum Verwechseln ähnlich.
        Werksseitige Umbauten von Diax Ia auf IIa können an der mit 5 oder 6             beginnenden Seriennummer (am Zubehörschuh) erkannt werden.
Diax Standard, einfache Systemkamera mit einem Sucher, ohne Entfernungmesser.
        Sehr selten, nur für den Export.
        Eigentlich eine Diax Ia mit dem Oberteil einer Diaxette.
        Objektiv: Isco Westar 1:3,5/50 mm.
Diax Ib    
1956 - 1957    Wie Diax Ia, aber mit Schnellaufzugshebel.
Diax IIb
1956 - 1957    Wie Diax IIa, aber mit Schnellaufzugshebel.
        Werksseitige Umbauten sind an der mit 10 beginnenden Kamera- Nr.             erkennbar.
 Diax - L - 1
1957        Letztes Modell. Einfache, aber seltene KB-Kamera mit Belichtungsmesser,         ohne Entfernungsmesser, Compur Rapid- Verschluß, mit Objektiv
        Rodenstock Trinar 2,8/45 mm.
Gut erhaltene Diax- Kameras funktionieren nach wie vor einwandfrei, es wurde aber bekannt, daß einzelne Exemplare bereits auslösen, während man am Filmtransportrad dreht.
Objektive für die I er- Modelle sind auch für die II er verwendbar, Der Entfernungsindex ist aber um 45 Grad versetzt.
Für die Diax gab es folgendes Zubehör:
Wechselobjektive:     Isco Westron (3-linsig) 1:3,5/35 mm
            Schneider Xenagon (4-linsig) 1:3,5/35 mm
            Isco Isconar (3-linsig) 1:4,5/85 mm
            Schneider Tele Xenar (4-linsig) 1:3,5/90 mm
            Schneider Tele Xenar (4-linsig) 1:4,5/135 mm.
Alle Objektive hatten das einheitliche Filtergewinde 40,5 mm, Aufsteckdurchmesser 42 mm.
Dazu Mehrfachsucher (hergestellt von Steinheil, München, baugleich wie Paxette-Sucher)
Aufstecksucher für einzelne Brennweiten, vermutlich von Rodenstock gebaut,
Aufsteck- Entfernungsmesser (Diax Photometer)
Proximeter I und II,
Nahlinsen, Filter, Gegenlichtblende,
Reprox, ein kleines Reprogerät und
ein pfiffiges Rollmaßband, das man unten in das Kameragewinde einschrauben konnte.

Dies ist nur eine kleine Auswahl interessanter Firmenschicksale, viele andere wären es ebenfalls wert, zur Kenntnis genommen zu werden, eine unendliche Geschichte! 

Das Zeitalter der deutschen Fotoindustrie ist längst vorbei und das der analogen Fotografie geht soeben zu Ende. Die Apparate, die einst in den Auslagen der Fotogeschäfte und Drogerien standen, sind jetzt in Museen und Vitrinen zu sehen - und werden wieder von vielen bewundert, wie damals, zur Zeit des "Wirtschaftswunders" - und es lohnt sich, etwas mehr über diese damaligen Wunderwerke der Technik zu erfahren. Interessant sind auch die damaligen Preise, besonders wenn man ihnen das Monatsgehalt eines durchschnittlichen Verdieners gegenüberstellt. Die damaligen Fotoamateure mußten für ihr Hobby unglaublich hohe finanzielle Opfer bringen! Denken wir dankbar daran, was wir uns heutzutage alles für einen Monatsbezug leisten können!
Meine kleine Kamerasammlung, es sind ca. 60 Stück, erweckt in mir jedesmal, wenn ich die Vitrine öffne wehmütige, aber schöne Erinnerungen und läßt mich wieder ein wenig bescheidener werden.
Wer auch immer diese Zeilen lesen wird, wird hoffentlich so manchen Dachboden- oder Kellerfund mit anderen Augen ansehen und ihn nicht gleich entsorgen. Alle alten Kameras, es sind ohnehin meistens deutsche, können uns eine Geschichte erzählen, sind ein Teil des Aufstieges - oder Niederganges der deutschen Kameraindustrie, sind interessante Oldtimer, manchmal sogar Antiquitäten, oft Plunder und ganz selten - echte Wertgegenstände!
Will man mehr über  so einen alten Apparat erfahren, so hält besonders das Internet dazu ein unerschöpfliches Reservoir an Informationen bereit, aber auch andere Quellen, besonders Museen, Bücher, Werbematerial, Verkaufskataloge, alte Fotozeitschriften usw. sind äußerst interessant und wert, genauer unter die Lupe genommen zu werden. Wir verfolgen den Fortschritt der Technik, den Einfluß der Politik auf die Wirtschaft, staunen über geniale Erfindungen und wundern uns über haarsträubende Fehlentscheidungen in den Chefetagen. Es ist faszinierend. Ein Teil Geschichte. Industriegeschichte.

                            Heinz Brandstätter

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